Das Journal für Medienlinguistik ist eröffnet! Eine neu zu gründende Zeitschrift benötigt freilich auch eine inhaltliche Standortbestimmung, die das Spektrum der im jfml publizierbaren Arbeiten umreißt. Dieses Spektrum soll als dauerhafter Call for Papers auf der Zeitschriften-Homepage zu Einreichungen einladen. Letztendlich geht es beim Verfassen eines solchen Calls für das jfml um die Frage, mit welchen Fragestellungen und Gegenständen sich die Medienlinguistik beschäftigen sollte.
Wir laden Sie herzlich dazu ein, sich aktiv an der Standortbestimmung des jfml zu beteiligen.
Unter diesem Beitrag können Sie mithilfe der Kommentarfunktion prägnant, programmatisch und thesenhaft Ihre Sicht auf die Medienlinguistik zum Ausdruck bringen und gemeinsam diskutieren. Beiträge von ca. fünf Zeilen Länge sind dafür schon ausreichend.
Im Anschluss werden die Herausgeber_innen des jfml die Kommentare und Diskussionen in einem dauerhaften Call-for-Papers des jfml zusammenführen.
Es ist naheliegend, dass die Beiträge im JfML sich entsprechend der Forschungsinteressen vieler in diesem Bereich aktiven Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit den sogenannten Neuen Medien, Social Media, Mensch-Maschine- und Maschine-Maschine-Kommunikation befassen werden. Das ist gut und bereichert die gegenwärtige Publikationslandschaft. Zugleich wäre es zu wünschen, dass das JfML dabei sowohl noch weiter als auch noch tiefer geht. Erstens sollten eher traditionelle Gegenstände und Phänomenbereiche der Medienlinguistik wie Zeitung, Fernsehen, Radio etc. ihren Platz finden. Zweitens sollte sich Medienlinguistik – in Anlehnung an eine Unterscheidung von Roberto Simanowski (Stumme Medien. Vom Verschwinden der Computer in Bildung und Gesellschaft. Berlin: Matthes & Seitz 2018) – explizit nicht nur mit Mediennutzung, sondern auch mit Medienreflexion befassen bzw. eine solche betreiben. Dazu gehört auch die fortgesetzte Diskussion um Begriffe und theoretische Grundlagen (nicht zuletzt den Medienbegriff selbst betreffend). Daraus kann sich drittens – einen weiten, semiotischen statt einen engen, technischen Medienbegriff voraussetzend – auch eine Öffnung in Richtung Gesprochene-Sprache-Forschung und Interaktionale Linguistik ableiten. Dass eine noch stärkere Verbindung von Interaktionaler Linguistik und Medienlinguistik möglich und sinnvoll ist, zeigen unter anderem erste Untersuchungen von „Sprachnachrichten“ im Rahmen von Messenger-Kommunikation; aber auch die Beschäftigung mit Face-to-face-Kommunikation aus dezidiert medientheoretischer Perspektive wäre einzuschließen.
Aus meiner Sicht wäre es sehr innovativ, mit der jfml auch InteraktionslinguistInnen anzusprechen, die sich für medienlinguistische Fragen interessieren. Auf diese Weise könnte Interaktionalität als relevanter Aspekt von Medialität fokussiert werden. Umgekehrt könnte auch die Interaktionale Linguistik davon profitieren, dass verstärkt mediale Aspekte der sprachlichen Interaktion in den Blick genommen werden. Besonders wichtig ist es hierbei, Medialität nicht erst mit der Verwendung technischer Hilfsmittel oder Apparate beginnen zulassen, sondern auch die Medialität der Face-to-Face-Kommunikation von Anfang an einzubeziehen. Dies erleichtert im Übrigen auch Vergleiche zwischen Face-to-Face- Kommunikation und interaktionaler Schriftlichkeit, z.B. Messenger-Kommunikation. Aus einer solchen Betrachtungsweise können sich interessante Verbindungen zwischen Interaktionaler Linguistik/Gesprächsforschung und Medienlinguistik/Medialitätsforschung ergeben. Indem die jfml durch ihren dauerhaften Call auch zu solchen Ansätzen ermuntert, kann sie sich als wirklich innovative Zeitschrift etablieren.
Ich unterstütze die Kommentare von Jan Schneider und Georg Albert sehr.
Ferner fände ich auch sprach- und kulturvergleichende Analysen eine große Bereicherung für die Zeitschrift. Meine eigenen Erfahrungen mit chinesischen SMS-, WE-CHAT-Analysen sowie weiterer computer-gestützten Interaktionen zeigen wie bereichernd solche kontrastiven Blickpunkte (auch für die Betrachtung deutscher Mediendaten) sein können. Deshalb würde ich gerne den Aspekt der sprach- und kulturvergleichenden Medienforschung explizit einbeziehen.
Ich will den Kommentar von Susanne Günther unterstützen und beigeben, dass aus translationswissenschaftlicher Sicht das Vergleichende, aber auch Kontaktphänomene interessant sind. Z.B.: Welche Rolle spielen internationale Medien, das vielsprachige Netz etc. dabei, wie grammatikalische oder semantische Konzepte in z.B. die deutsche Sprachgemeinschaft „diffundieren“?
Entschuldigung, Susanne Günthner, nicht „Günther“ in meinem vorherigen Kommentar! Das „n“ war mir irgendwie weggerutscht…