[OPR] Kabatnik: „Das ist doch etwas Totes“ – Funktionsverbgefüge in der digitalen Sprachkritik

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„Das ist doch etwas Totes“ – Funktionsverbgefüge in der digitalen Sprachkritik

von Susanne Kabatnik

Den Untersuchungsgegenstand bilden in diesem Beitrag Funktionsverbgefüge, also Konstruktionen aus einem verbalen und nominalen Element, die eine gemeinsame Bedeutungseinheit bilden, wie z.B. Frage stellen. Die Konstruktionen weisen ein entsprechendes Basisverb auf, z.B. fragen. Weil Paarungen, wie Frage stellen und fragen, semantisch identisch erscheinen, fordern Stilratgeber seit 1891, Basisverben zu verwenden – die langen Konstruktionen seien unschön, würden Texte unnötig aufblähen und unverständlich machen. Ähnlich positionieren sich derzeit Schreibratgeber*innen auf Blogs, in Textanalysetools oder auch in den Guidelines der Wikipedia zum Verfassen allgemeinverständlicher Artikel: Funktionsverbgefüge sollen schlicht ersetzt werden. Bedauerlich ist diese Art von Sprachkritik jedoch, weil linguistische Untersuchungen seit Anfang der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts zeigen, dass sich Funktionsverbgefüge bei der Strukturierung von Informationen im Text anders verhalten als Verben. Von der Forschungsfrage nach Leistungen von Funktionsverbgefügen im Text geleitet, soll der seit über einem Jahrhundert tradierten und nun auch digitalen Sprachkritik entgegengewirkt werden.

Methodisch orientiert sich der Beitrag am Methodeninventar der Korpuslinguistik. Mithilfe einer Kookkurrenzanalyse wurden zunächst statistisch signifikante Funktionsverbgefüge aus dem deutschen Referenzkorpus (IDS Mannheim) generiert und nach Häufigkeit sortiert. Eines der gebräuchlichsten Gefüge des Deutschen ist Frage stellen, das in diesem Beitrag fokussiert wird. Die Korpusgrundlage für die Analyse dieser Funktionsverbgefüge im Text bildet das Wikipedia-Artikel-Korpus des IDS (2015). Wikipedia-Artikel eignen sich für eine textlinguistische Untersuchung, weil Artikel auf dem Hamburger Verständlichkeitskonzept basieren. Das Gefüge wurde im Wikipedia-Artikel-Korpus ermittelt, exportiert, manuell bereinigt und nach textgrammatischen und -semantischen Kategorien annotiert. Dazu wurde zunächst ein deduktives Kategorienset erstellt, das induktiv erweitert wurde. Die Untersuchung folgt dem korpusbasierten, quantitativ-qualitativem Ansatz nach Lemnitzer/Zinsmeister (2015).

Frage stellen kann um mehr oder weniger komplexe sprachliche Einheiten, wie einzelne Wörter bis hin zu Sätzen, erweitert werden, wie die nachstehenden Beispiele (1), (2) und (3) zeigen. Das Funktionsnomen kann am Satzanfang realisiert werden, tendiert aber zur Rechtspositionierung wie im Satz (4). Es kann mit Dativ- und/oder Präpositivkomplementen auftreten (siehe (3)), ist aber häufig in seiner Valenzstruktur reduziert. Frage bezieht sich auf Textreferenten im Kontext oder bildet selbst welche (siehe (5)).

Beispiel mit Funktionsverbgefügevs.  Substitution mit Basisverb
(1) Sie hat sechs Fragen gestellt. &Sie hat sechsmal gefragt.
(2) Sie hat viele gute Fragen gestellt, die bereits letzte Woche thematisiert wurden.*Sie hat viel gut gefragt, was bereits letzte Woche thematisiert wurde
(3) Sie hat ihm eine peinliche Frage gestellt. &Sie hat ihn peinlich gefragt.
(4) Fragen wurden gestellt. / Es wurden Fragen gestellt. ?Gefragt wurde. / Es wurde gefragt.
(5) Es wurde eine Frage gestellt. Sie war interessant. *Es wurde gefragt. Sie war interessant.

Die Ergebnisse der Korpusanalyse lassen sich in die folgenden fünf Textfunktionen einordnen: die Anreicherung, Verdichtung, Perspektivierung, Gewichtung und Wiederaufnahme von Informationen im Text. Durch die Textverknüpfung und Strukturierung von Informationen wird eine spezifische Bedeutung ausgedrückt und Kohärenz erzeugt. Die Substitution mit dem Basisverb attestiert, dass – entgegen der vorherrschenden Meinung aus der (digitalen) Sprachkritik – Frage stellen nicht ohne Einbußen der (Text-)Semantizität und Grammatikalität ersetzt werden kann. Die (digitale) Sprachkritik stellt sich demnach als unbegründet heraus. Funktionsverbgefüge sind im täglichen Sprachgebrauch nicht nur unabdingbar, sondern können sogar zu mehr Verständlichkeit im Text führen.

Literatur

Lemnitzer, Lothar/Zinsmeister, Heike (2015): Korpuslinguistik. Eine Einführung. 3. überarbeitete und erweiterte Auflage. Tübingen: Narr Francke Attempto.

3 Replies to “[OPR] Kabatnik: „Das ist doch etwas Totes“ – Funktionsverbgefüge in der digitalen Sprachkritik”

  1. RedaktionJanuar 17, 2023 at 09:14Reply

    Gutachten von Eva Gredel

    Empfehlung: Der Beitrag kann nach der Überarbeitung veröffentlicht werden

    Die Verfasserin legt eine umfassende Korpusstudie auf der Grundlage der Wikipedia-Korpora des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache zu Funktionsverbgefügen (FVG) vor, die in der kollaborativen Textproduktion der Online-Enzyklopädie frequent genutzt werden. Sie motiviert die Korpusstudie mit der in Stil- und Schreibratgebern sowie auf digitalen Plattformen vielfach artikulierten Sprachkritik am sprachlichen Phänomen der FVG und zeigt am Beispiel Frage stellen im empirischen Teil des Beitrages, dass FVG-Konstruktionen nicht mit den korrespondierenden Basisverb-Konstruktionen als „semantisch äquivalent“ (Z. 51) einzustufen sind.

    Aufbau und zentrale Ergebnisse des Beitrags

    Der Aufbau des Beitrags ist folgendermaßen gestaltet: In Abschnitt 1 „Funktionsverbgefüge in der Sprachkritik offline“ wird eine qualitative Auseinandersetzung mit der Sprachkritik zu FVG vorgelegt, wobei der Schwerpunkt in diesem Abschnitt auf der Sprachkritik im 19. und 20. Jahrhundert liegt. Ausgeführt wird in diesem Abschnitt auch, dass die in Stil- und Schreibratgebern formulierte Sprachkritik im „Widerspruch zur linguistischen Forschung“ zu FVG steht (Z. 58). In Abschnitt 2 „Funktionsverbgefüge in der Sprachkritik online“ liegt der Fokus auf Sprachkritik zu FVG, die auf digitalen Plattformen (Blogs, Wikipedia, etc.) geäußert wird und in digitalen Textanalysetools implementiert ist. Über eine qualitative Auswertung der präskriptiv formulierten Richtlinien-Seiten der Wikipedia wird deutlich, dass die Wikipedia-Autor*innen dort die Tradition der Sprachkritik an FVG fortführen, auch wenn diese zumindest in Ansätzen von einigen Autor*innen auf den zugehörigen Diskussionsseiten als adäquate Konstruktionen verhandelt werden.

    In Abschnitt 3 werden die Daten und die Methode vorgestellt: Die Verfasserin des Beitrags greift über COSMAS II auf das Wikipedia-Artikel-Korpus (Korpussigle: WPD 15) in der Version von 2015 zu. Aus den 6.256 ausgegebenen Treffern wird eine Zufallsstichprobe von 500 extrahiert, die um ungeeignete Treffer (u.a. reflexive Konstruktionen) auf 253 „bereinigte Treffer“ manuell reduziert werden. Diese Datengrundlage wird in Abschnitt 4.1 quantitativ bezüglich Erweiterungen, Positionen sowie Valenzrealisierungen ausgewertet. Es schließt sich daran die „textlinguistische Feinanalyse“ der bereinigten Treffer mithilfe des topologischen Satzmodells in Abschnitt 4.2 an. Die Verfasserin zeigt unter Rückgriff auf Reformulierungen nachvollziehbar, dass FVG-Konstruktionen im Kontrast zu Basisverb-Konstruktionen u.a. die textuelle Funktion erfüllen können, Informationen zu gewichten, zu perspektivieren sowie wiederaufzunehmen. Auf der Basis der Feinanalyse und unter Rückgriff auf das topologische Satzmodell kann die Verfasserin im Abschnitt 5 „Diskussion und Schlussfolgerung“ die Ablehnung der in Stil- und Schreibratgebern geäußerten „Äquivalenzthese“ (Z. 50) empirisch fundiert plausibilisieren. Sie macht deutlich, dass FVG-Konstruktionen in komplexen und differenziert argumentierenden Texte, wie sie die Artikel der Wikipedia darstellen, die angemessenere und stilistisch bessere Variante im Kontrast zu Basisverb-Konstruktionen sind.

    Relevanz und Innovationsgrad des Beitrags

    Die Verfasserin kann mit umsichtig und solide durchgeführten Korpusverfahren auf der Basis geeigneter Korpusdaten eine gut nachvollziehbare Analyse der auf einer digitalen Plattform (Wikipedia) realisierten FVG-Konstruktion Frage stellen vorlegen. Auch die vorangestellte qualitative Auseinandersetzung mit Sprachkritik und insbesondere mit dem auf Wikipedia online geführten Metasprachdiskurs zu FVG-Konstruktionen ist instruktiv. Vor diesem Hintergrund gelingt es der Verfasserin, eine aus sprachwissenschaftlicher Sicht frappierende Tatsache zu beleuchten: Im Kontext der sonst eigentlich evidenzbasierten Online-Enzyklopädie werden relativ unreflektiert Vorgaben zur sprachlichen Ausgestaltung der Wikipedia formuliert, die bereits im 20. Jahrhundert sprachwissenschaftlich fundiert widerlegt wurden. Vor diesem Hintergrund handelt es sich nicht nur um einen wichtigen Beitrag zum Forschungsfeld der FVG-Konstruktionen, sondern auch um einen innovativen Beitrag zur Erforschung laienlinguistischer Sprachkritik.

    Die folgenden Änderungsvorschläge sollten vor der Veröffentlichung jedoch geprüft und ggf. eingearbeitet werden:

    – Der Beitrag könnte sehr von einer Einleitung am Anfang profitieren, in der Fragestellung, Thema und Aufbau des Beitrags pointiert formuliert werden. Im Moment finden sich diese Aspekte (zumindest teilweise) unter der Überschrift des Abschnitts 1 „Funktionsverbgefüge in der Sprachkritik offline“. Irritierend ist dann etwa, dass der erste Absatz unter dieser Überschrift zunächst Sprachkritik auf digitalen Plattformen thematisiert. Durch eine veränderte Gliederung und eine explizit ausgewiesene Einleitung lässt sich dies aber leicht beheben.

    – Durch die Überschriften der Abschnitte 1 „Funktionsverbgefüge in der Sprachkritik offline“ und 2 „Funktionsverbgefüge in der Sprachkritik online“ wird ein Kontrast zwischen Sprachkritik offline und online sprachlich konstruiert. Durch die Ausführungen in den Abschnitten wird aber deutlich, dass die überwiegend durch linguistische Laien formulierte Sprachkritik an FVG auf digitalen Plattformen inhaltlich die offline formulierte Sprachkritik des 19. und 20. Jahrhunderts fortführt. Ein inhaltlicher Kontrast ergibt sich somit eher zwischen der offline und auch online geäußerten Sprachkritik an FVG von linguistischen Laien und den empirisch fundierten Ergebnissen sprachwissenschaftlicher (Korpus-)Studien, die die Nutzung von FVG-Konstruktionen rehabilitieren. Es stellt sich hier also die Frage, ob dieser Kontrast (laienlinguistische Sprachkritik versus empirisch fundierte Ergebnisse und Einschätzungen von Sprachwissenschaftler*innen) nicht relevanter für die Gliederung des Beitrags wäre.

    – In einer Fußnote sollte auch geklärt werden, warum terminologisch variiert wird zwischen „digitale Sprachkritik“ (Z. 2 in der Überschrift) und „Sprachkritik online“ (u.a. in Z. 110).

    – Bezüglich der genutzten Version der Wikipedia-Korpora sollte dazu Stellung genommen werden, warum in einer Publikation im Jahr 2022 die Korpus-Version WPD15 aus dem Jahr 2015 genutzt wird, während zwischenzeitlich neuere Versionen von 2017 und sogar von 2019 zur Verfügung stehen.

    – Angesichts der Schwerpunktsetzung im Beitrag sollte über eine Reformulierung des Titels zum Beitrag nachgedacht werden: Die Korpusstudie zu FVG in Abschnitt 4 macht den Hauptteil des Beitrags aus und sollte deshalb auch im Titel oder zumindest in einem ergänzenden Untertitel Beachtung finden.

    – Das Akronym COSMAS II (in Z. 281) ist nicht mit Search-Management-System aufzulösen, sondern mit Corpus Search, Management and Analysis System.

    – In Abschnitt 4.2 sind die Kursivsetzungen von objektsprachlichen Elementen teilweise nicht realisiert, was den Lesefluss erschwert (s. etwa alt in Z. 474, Frage in Z. 491, *alt fragen in Z. 493).

  2. RedaktionJanuar 17, 2023 at 09:17Reply

    Gutachten von Janusz Taborek

    Empfehlung: Annahme mit kleinen Überarbeitungen

    Das vorgelegte Diskussionspapier befasst sich mit den Funktionsverbgefügen des Deutschen aus der Perspektive der digitalen Sprachkritik. Die Verfasserin diskutiert Empfehlungen und Kritik an Funktionsverbgefügen, die in Schreibstilgebern behandelt werden, und verweist mit eigenen empirischen, korpusbasierten und systematischen Analysen der behandelten Konstruktionen auf ihr Potenzial für die Textkohärenz und für die Informationsanreicherung und -gewichtung.

    Im Abschnitt 1 (Z. 4ff.) wird nach kurzer Einleitung zu dem Inhalt des Beitrags (Z. 5–21) die tradierte Auffassung der Sprachkritik „offline“ (Wustmann, Engel, u.a.), Funktionsverbgefüge seien Ausdruck des bürokratischen Stils, kritisch diskutiert. Für den Beitrag der Verfasserin ist die „Äquivalenzthese” wichtig, die besagt, dass Basisverben und Funktionsverbgefüge semantisch äquivalent sind. Diese These wurde allerdings in zwei Phasen intensiver Beschäftigung mit den Funktionsverbgefügen (folgend FVG) bereits in Frage gestellt, und zwar in den 1960-er Jahren (z.B. von Polenz, Heringer) als auch in empirisch fundierten Arbeiten den vergangenen 20 Jahren (z. B. Storrer). In dem zur Diskussion gestellten Papier stehen die Unterschiede zwischen dem Basisverb und dem entsprechenden FVG im Vordergrund. Diese Frage ist nicht sprachspezifisch, weshalb die Autorin zurecht auf weitere Sprachen verweist (Z. 89–95), und ist zudem nicht textsortengebunden (Z. 98–101).

    Im Abschnitt 2 (Z. 110ff.) geht Kabatnik auf die Sprachkritik in digitalen Richtlinien bzw. in Ratgebern ein, die beschreiben, wie im Internet veröffentlichte Texte verfasst werden sollten. An zahlreichen Beispielen zeigt die Verfasserin, dass sich in den Ratschlägen und Richtlinien, die Auffassung, dass die Funktionsverbgefüge mit den Basisverben ersetzt werden sollten, fortsetzt.

    Der Abschnitt 3 (Z. 276ff.) präsentiert die Daten und die Vorgehensweise der Verfasserin. Die Autorin erstellt „deduktiv ein mehrdimensionales Kate­go­rien­system […], das induktiv erweitert wurde“ (Z. 327–329). Diese Kategorien könnten m. E. bereits im letzten Absatz im Abschnitt 3 aufgelistet und dadurch auch hervorgehoben werden, weil sie für die Analyse und die Struktur des folgenden Abschnitts grundlegend sind.

    Die quantitative Auswertung (Z. 332ff.) und die quali­tative Auswertung  folgt im Abschnitt 4. Zunächst wird in ersterem Teil das System der syntaktisch-semantischen Kategorien – Erweiterung, Position, Valenz­realisierung und Referenz – mit einzelnen Realisierungen dargestellt. Da dieses Kategoriensystem Basis für die qualitative Auswertung und ein wichtiger Ertrag des Beitrags ist, würde ich Folgendes vorschlagen:

    • Die Tabelle 2 könnte in vier separate Tabellen aufgeteilt werden sodass diese Tabellen direkt hinter den dazugehörenden Ausführungen (Abschnitt 4.1) stehen;
    • Im Abschnitt 4.1 würde ich die Gliederung des dritten Grades einführen, d.h. 4.1.1 Erweiterung der NP, 4.1.2 Position (bzw. Position in der Satzstruktur), usw., um dadurch mehr Übersichtlichkeit/Struktur dem Text zu verleihen

    Als besonders gelungen würde ich Z. 443–456 hervorheben, wo die Verfasserin die Ergebnisse der quantitativen Analyse konzise  kompakt zusammenfasst.

    Im Abschnitt 4.2 werden die Ergebnisse detaillierter Analysen dargestellt. Diese Ergebnisse liefern wichtige Argumente gegen die in Abschnitten 1 und 2 angeführte Kritik des Funktionsverbgefüges, indem die Verfasserin auf die textuelle und kommunikative Leistung eingeht. Dazu gehören etwa die mehrfachen Erweiterung, z. B. die pränominale Erweiterung mit einem adjektivischen Attribut und die postnominale Erweiterung mit einem Relativsatz (Z. 548 ff.).

    Bezogen auf die Paraphrasen (3a) und (3b) ist zu fragen, ob bei dem Ersetzen mit dem Verb fragen beide Substantive Frage doch nicht getilgt werden sollen, und zwar: Meat Loaf sagt im Video VH1 Storytellers, dass „Was ist ‚das‘“? es ist, wonach (bzw. was) er am häufigsten gefragt wird (anstelle des Paraphrasierten (…) dass die Frage „Was ist ‚das‘“? einer [sic!] der häufigsten Fragen ist, die ihm gestellt werden.). Diese Paraphrase ermöglicht die Tilgung des Substantivs Frage in der Subjektfunktion des Matrixsatzes, weil das Substantiv nicht allein das Subjekt bildet, sondern die ganze Phrase Frage „Was ist ‚das‘“?    

    Im Abschnitt 5 werden die wichtigsten Befunde zusammengefasst, die überzeugend „die in der Sprachkritik und in Wikipedia-Guidelines tradierte Kritik“ widerlegen (Z. 948–949). Ich würde vorschlagen, die Argumente im zweiten Absatz des Abschnittes 5 (Z. 957 ff.) hervorzuheben, indem entweder diese Argumente mit a), b) c) … aufgelistet werden oder mindestens dieser Absatz in kleinere Absätze unterteilt wird.

    Insgesamt empfehle ich den Beitrag zur Annahme mit kleinen Überarbeitungen bzw. Ergänzungen, die nachstehend genannt werden:

    • Die Verfasserin wählt als Beispiel die Konstruktion Frage stellen und diese Wahl wurde mit der Frequenz und der Kookkurrenz begründet (Z. 277–289). Diese korpusbasierte und kookkurrenzbezogene Vorgehensweise ist optimal, es fehlt allerdings (a) eine Quelle für die Wahl eben dieser vier Funktionsverben, d.h. leisten, stellen, geben und treffen (Z. 283) und (b) ein Hinweis, dass Frage stellen kein „prototypisches” Funktionsverbgefüge ist (vgl. Kamber 2008, S. 22–23).
    • In der ersten Tabelle im Abschnitt 4.2.4 (zwischen Z. 728 und Z. 729) müsste im Beispielsatz (4) das Verb stellen in der Spalte „RK“ stehen, wie es auch in der nächsten Tabelle (Z. 755) von der Verfasserin dargestellt wird.
    • Mein Vorschlag wäre, alle objektsprachlichen Ausdrücke der Beispielsätze, auf die im laufenden Text Bezug genommen wird, hervorzuheben, etwa durch Kursivschrift o. ä., z. B. alt im Beispiel (1a) (Z. 483), oder fünf im Beispiel (2) (Z. 502).
    • Es stellt sich die Frage, ob in einem sprachwissenschaftlichen Beitrag Erklärungen der Konzepte wie „das topologische Feldermodell“ (Z. 384–388) doch nicht weggelassen werden könnten.
    • Im Abschnitt 4.2.5 werden Sätze jeweils mit „S1“ und „S2“ gekennzeichnet und im laufenden Text wird der Bezug mit den Ausdrücken „Satz 1“ (Z. 835, 843 u.a.) bzw. „Satz 2“ (Z. 852 u.a.) genommen. Es könnte auch nur „S1“ bzw. „S2“ im Text als Verweis stehen.
    • Fehlende Kursivschrift bei Objektsprache: Turm (Z. 198), Frage (Z. 473), alt (Z. 474), Frage stellen (Z. 478), fragen (Z. 479), alt (Z. 486), Frage (Z. 491), alt (Z. 492), fragen (Z. 493).
    • Fehlende Klammer: in (2) anstelle in 2 (Z. 507).
    • Im Literaturverzeichnis fehlen die Vornamen bei einigen Autoren (Z. 1079, 1127, 1147).
  3. Susanne KabatnikNovember 1, 2023 at 11:18Reply

    Ich bedanke mich bei beiden Reviewern sehr herzlich für ihre sorgfältige Durchsicht und intensive Auseinandersetzung mit meiner Arbeit und für die äußerst hilfreichen Anmerkungen und konstruktiven Kommentare- Sie haben durch Ihre Anregungen maßgeblich zur Qualität dieser Arbeit beigetragen.
     
    (Fast) alle Änderungsvorschläge konnte ich umsetzen und einpflegen. Im Folgenden gehe ich auf die einzelnen Punkte der Reviews ein:
     
    A)   Formale Änderungswünsche
    ·       Fehlende Kursivschrift bei Objektsprache: Turm (Z. 198), Frage (Z. 473), alt (Z. 474), Frage stellen (Z. 478), fragen (Z. 479), alt (Z. 486), Frage (Z. 491), alt (Z. 492), fragen (Z. 493).
    o   Ich habe alle angegebenen Objektwörter kursiviert.
    ·       Das Akronym COSMAS II (in Z. 281) ist nicht mit Search-Management-System aufzulösen, sondern mit Corpus Search, Management and Analysis System.
    o   Dies wurde geändert.
    ·       In Abschnitt 4.2 sind die Kursivsetzungen von objektsprachlichen Elementen teilweise nicht realisiert, was den Lesefluss erschwert (s. etwa alt in Z. 474, Frage in Z. 491, *alt fragen in Z. 493).
    o   Die gelisteten Lexeme wurden kursiviert.
    ·       Mein Vorschlag wäre, alle objektsprachlichen Ausdrücke der Beispielsätze, auf die im laufenden Text Bezug genommen wird, hervorzuheben, etwa durch Kursivschrift o. ä., z. B. alt im Beispiel (1a) (Z. 483), oder fünf im Beispiel (2) (Z. 502).
    o   Ich habe die Begriffe, auf die im Fließtext Bezug genommen wird in den Beispielen kursiviert.
    ·       Fehlende Klammer: in (2) anstelle in 2 (Z. 507).
    o   Die Klammer wurde ergänzt.
    ·       In der ersten Tabelle im Abschnitt 4.2.4 (zwischen Z. 728 und Z. 729) müsste im Beispielsatz (4) das Verb stellen in der Spalte „RK“ stehen, wie es auch in der nächsten Tabelle (Z. 755) von der Verfasserin dargestellt wird.
    o   Das Verb wurde in die rechte Satzklammer verschoben.
    ·       Im Abschnitt 4.2.5 werden Sätze jeweils mit „S1“ und „S2“ gekennzeichnet und im laufenden Text wird der Bezug mit den Ausdrücken „Satz 1“ (Z. 835, 843 u.a.) bzw. „Satz 2“ (Z. 852 u.a.) genommen. Es könnte auch nur „S1“ bzw. „S2“ im Text als Verweis stehen.
    o   Das wurde vereinheitlicht.
    ·       Im Literaturverzeichnis fehlen die Vornamen bei einigen Autoren (Z. 1079, 1127, 1147).
    o   Die Vornamen habe ich ergänzt.
     
     
     
    B)   Inhaltliche Änderungswünsche und Empfehlungen
    ·       In einer Fußnote sollte auch geklärt werden, warum terminologisch variiert wird zwischen „digitale Sprachkritik“ (Z. 2 in der Überschrift) und „Sprachkritik online“ (u.a. in Z. 110).
    o   Ich habe in Kapitel 2 eine Fußnote ergänzt.
    ·       Angesichts der Schwerpunktsetzung im Beitrag sollte über eine Reformulierung des Titels zum Beitrag nachgedacht werden: Die Korpusstudie zu FVG in Abschnitt 4 macht den Hauptteil des Beitrags aus und sollte deshalb auch im Titel oder zumindest in einem ergänzenden Untertitel Beachtung finden.
    o   Vielen Dank – das ist eine sehr wichtiger Hinweis. Ich habe einen Untertitel ergänzt.
    ·       Der Beitrag könnte sehr von einer Einleitung am Anfang profitieren, in der Fragestellung, Thema und Aufbau des Beitrags pointiert formuliert werden. Im Moment finden sich diese Aspekte (zumindest teilweise) unter der Überschrift des Abschnitts 1 „Funktionsverbgefüge in der Sprachkritik offline“. Irritierend ist dann etwa, dass der erste Absatz unter dieser Überschrift zunächst Sprachkritik auf digitalen Plattformen thematisiert. Durch eine veränderte Gliederung und eine explizit ausgewiesene Einleitung lässt sich dies aber leicht beheben.
    o   Das Kapitel zu Funktionsverbgefügen in der Sprachkritik offline dient der Einleitung in das Thema. Das habe ich nun entsprechend gekennzeichnet sowie eine Ankündigung der einzelnen Kapitel ergänzt.
    ·       Bezüglich der genutzten Version der Wikipedia-Korpora sollte dazu Stellung genommen werden, warum in einer Publikation im Jahr 2022 die Korpus-Version WPD15 aus dem Jahr 2015 genutzt wird, während zwischenzeitlich neuere Versionen von 2017 und sogar von 2019 zur Verfügung stehen.
    o   In einer Fußnote gehe ich darauf ein, dass ich die Daten im Rahmen meines Dissertationsprojekts gesammelt habe und für die vorliegende Untersuchung wiederverwende.
    ·        Die Verfasserin wählt als Beispiel die Konstruktion Frage stellen und diese Wahl wurde mit der Frequenz und der Kookkurrenz begründet (Z. 277–289). Diese korpusbasierte und kookkurrenzbezogene Vorgehensweise ist optimal, es fehlt allerdings (a) eine Quelle für die Wahl eben dieser vier Funktionsverben, d.h. leisten, stellen, geben und treffen (Z. 283) und (b) ein Hinweis, dass Frage stellen kein „prototypisches” Funktionsverbgefüge ist (vgl. Kamber 2008, S. 22–23).
    o   Vielen Dank für diesen sehr wichtigen Hinweis – ich habe eine Quelle und eine Fußnote mit der Bemerkung zur Prototypik ergänzt.
    ·       Im Abschnitt 4.1 würde ich die Gliederung des dritten Grades einführen, d.h. 4.1.1 Erweiterung der NP, 4.1.2 Position (bzw. Position in der Satzstruktur), usw., um dadurch mehr Übersichtlichkeit/Struktur dem Text zu verleihen
    o   Eine Gliederung dritten Grades wurde eingeführt.
    ·       Die Tabelle 2 könnte in vier separate Tabellen aufgeteilt werden, sodass diese Tabellen direkt hinter den dazugehörenden Ausführungen (Abschnitt 4.1) stehen;
    o   Die Tabelle 2 wurde in 4 separate Tabellen geteilt und den Unterkapiteln zugeordnet.
    ·       Bezogen auf die Paraphrasen (3a) und (3b) ist zu fragen, ob bei dem Ersetzen mit dem Verb fragen beide Substantive Frage doch nicht getilgt werden sollen, und zwar: Meat Loaf sagt im Video VH1 Storytellers, dass „Was ist ‚das‘“? es ist, wonach (bzw. was) er am häufigsten gefragt wird (anstelle des Paraphrasierten (…) dass die Frage „Was ist ‚das‘“? einer [sic!] der häufigsten Fragen ist, die ihm gestellt werden.). Diese Paraphrase ermöglicht die Tilgung des Substantivs Frage in der Subjektfunktion des Matrixsatzes, weil das Substantiv nicht allein das Subjekt bildet, sondern die ganze Phrase Frage „Was ist ‚das‘“?
    o   Vielen Dank – Sie haben ganz recht. Es gibt viele Möglichkeiten, die Beispielsätze zu paraphrasieren. Da ich mich mit der Kritik der Stilratgeber befasse, die behaupten, man könne alles ganz einfach ersetzen, möchte ich so nah wie möglich an den Originaltexten bleiben, weil sich nur auf diese Weise zeigen lässt, welche Veränderungen sich durch eine Ersetzung ergeben und dass das Paraphrasieren immer einen semantischen Unterschied ergibt. Ich habe zu Beginn meiner Analyse eine Fußnote zu meinem Verständnis der Paraphrase in der vorliegenden Arbeit ergänzt.
    ·       Im Abschnitt 5 werden die wichtigsten Befunde zusammengefasst, die überzeugend „die in der Sprachkritik und in Wikipedia-Guidelines tradierte Kritik“ widerlegen (Z. 948–949). Ich würde vorschlagen, die Argumente im zweiten Absatz des Abschnittes 5 (Z. 957 ff.) hervorzuheben, indem entweder diese Argumente mit a), b) c) … aufgelistet werden oder mindestens dieser Absatz in kleinere Absätze unterteilt wird.
    o   Ich habe die Ergebnisse in einer Auflistung zusammengefasst.
     
    C)   Abgelehnte Änderungswünsche
    ·       Durch die Überschriften der Abschnitte 1 „Funktionsverbgefüge in der Sprachkritik offline“ und 2 „Funktionsverbgefüge in der Sprachkritik online“ wird ein Kontrast zwischen Sprachkritik offline und online sprachlich konstruiert. Durch die Ausführungen in den Abschnitten wird aber deutlich, dass die überwiegend durch linguistische Laien formulierte Sprachkritik an FVG auf digitalen Plattformen inhaltlich die offline formulierte Sprachkritik des 19. und 20. Jahrhunderts fortführt. Ein inhaltlicher Kontrast ergibt sich somit eher zwischen der offline und auch online geäußerten Sprachkritik an FVG von linguistischen Laien und den empirisch fundierten Ergebnissen sprachwissenschaftlicher (Korpus-)Studien, die die Nutzung von FVG-Konstruktionen rehabilitieren. Es stellt sich hier also die Frage, ob dieser Kontrast (laienlinguistische Sprachkritik versus empirisch fundierte Ergebnisse und Einschätzungen von Sprachwissenschaftler*innen) nicht relevanter für die Gliederung des Beitrags wäre.
    o   Vielen Dank für diesen sehr guten Hinweis. Da es in meinem Beitrag um digitale Sprachkritik geht, würde ich die Überschriften gerne so beibehalten. Ich habe Ihren Hinweis aber im Fließtext ergänzt.
    ·       Es stellt sich die Frage, ob in einem sprachwissenschaftlichen Beitrag Erklärungen der Konzepte wie „das topologische Feldermodell“ (Z. 384–388) doch nicht weggelassen werden könnten.

    o   Ich möchte meinen Text auch für Studierende zugänglich machen. Deswegen erachte ich derartige Erklärungen als sinnvoll und möchte die Erklärung zum typologischen Satzmodell gerne beibehalten.

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